Der Brennprozess im Kohleofen

Wir versetzen uns in die Zeit zurück, in der es weder Plaste noch Email gab...
Der Bedarf an Pökeltöpfen, Gärkruken und sonstigen Vorratsbehältern, Futtergefäßen für Großvieh und Geflügel, an Reibäschen für die Hausbäckerei, Verpackungsgefäße für die Feinkostindustrie ( es gab Senf, Fleischsalat, Mayonnaise, Essig, Öl usw. lose im Krämerladen), Kochtöpfe und natürlich Küchengerät und Tafelgeschirr wurde von den Steinzeugtöpfern abgedeckt. Also wurden große Öfen gebaut, um möglichst viele Artikel auf einmal im komplizierten und aufwendigen Brennvorgang zu brennen. In meiner Werkstatt wurden betrieben und stehen bis heute zur Besichtigung zwei Kohle-Rundöfen von 14 und 16 qm Rauminhalt. Die Gefäße wurden, wie noch heute auf der Töpferscheibe gefertigt. Sie waren robust und mußten maßhaltig sein. Sie wurden luftgetrocknet und innen glasiert und kamen so in den Ofen. Sie wurden Rand auf Rand oder Rand auf Boden gestapelt bis unter das Gewölbe, die Stapel dicht an dicht, ohne sich zu berühren. War der Ofen vollgelegt, wurde die Eingangstür mit Ziegelsteinen luftdicht vermauert, eine zweite Tür aus Stahl wurde davorgestellt und der den Ofen umfassende Spannring wurde mit einem Riegel verschlossen. Die drei, rund um den Koloß verteilten, Feuerungen wurden angeheizt. Zunächst mit Holz und wenig Briketts, damit eine mäßige Wärme den Ofenraum erfüllt und das Brenngut nochmals nachtrocknet. Das dauerte 3 – 5 Tage. Dann wurde langsam gesteigert und es brannte helles Feuer ständig und gleichmäßig über den Feuerrost verteilt. Alle 10 bzw. 5 Minuten mußten 3 Schaufeln Brikett nachgelegt werden und zwar über den Zeitraum von mindestens 24 Stunden. Je nach Wetterlage und Brennstoffqualität auch 30 und mehr Stunden. Es wurden ca. 3,5 t Brikett und Steinkohle verbraucht um die gewünschte Brenntemperatur von 1300°C zu erreichen. Auf Höhe dieser Temperatur wurden in mehrmaligem Rhythmus 2-3 Schaufeln Kochsalz in die Feuerungen geworfen um die unglasierte Außenseite der Gefäße mit einer Glas(ur)haut zu überziehen. Damit war der Brennprozess abgeschlossen, der Ofen wurde luftdicht abgeschlossen, um Kühlrisse zu vermeiden und der Ofen kühlte langsam drei Wochen bis zum Öffnen und Ausnehmen

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